· 

Die Saison kann kommen – weibliche Hockeyjugend bereit

Dass kontinuierliche Jugendarbeit auch in kleinen Vereinen zum Erfolg führen kann, beweist seit längerem der weibliche Hockeynachwuchs der TG Worms. 

Nachdem sich die U12-Mädels im Frühjahr den Hallentitel der vergangenen Oberligasaison gesichert hatten und die U14-Mannschaft als Vizemeister bei der Süddeutschen Meisterschaft mitspielen konnte, hatte sich der U16-Jahrgang auf dem Feld für die Zwischenrunde zur Dt. Meisterschaft qualifiziert. Die U14 konnte nach dem Gewinn der Rheinland-Pfalz/Saar-Meisterschaft sogar im Achtelfinale der Dt. Meisterschaft in Hamburg Erfahrungen gegen Spitzenteams aus Berlin und Nordrhein-Westfalen sammeln. 

 

Für die anstehende Hallenrunde 2022/23 sind die Ambitionen des weiblichen Hockeynachwuchses entsprechend gewachsen und die U14 hatte durch die Erfolge der letzten Zeit erstmals die Möglichkeit, bei zwei hochkarätig besetzten Vorbereitungsturnieren mitzuspielen. Ohne vorheriges Hallentraining fuhren die Wormserinnen um Trainerin Nicole Hasselmann am letzten Herbstferienwochenende zum traditionellen Tiffy Cup des TSV Mannheim. Das Ziel für die beiden Spieltage war angesichts der namhaften Gegner klar definiert: Alles geben und nicht zu hoch verlieren – möglichst nicht Letzter werden. Mit Siegen gegen den Nachwuchs der Bundesligisten TSV Mannheim und Rüsselsheimer RK und mehr als ordentlichen Leistungen bei den teils unglücklichen Niederlagen gegen die HG Nürnberg, Blau-Weiß Köln und den SC Frankfurt erreichte man dort einen sehr beachtlichen 4. Platz. Gerade dem Turniersieger Frankfurt wurde dabei mit einem knappen 0:1 alles abverlangt. Fazit: Ziel übererfüllt, Selbstvertrauen geholt und weiter zum nächsten Kräftemessen. 

 

Das stand gleich am darauffolgenden Wochenende in Rüsselsheim an. Der Kurt-Becker-Cup ist ein auf die Hallensaison vorbereitender, bundesweit angesehener Leistungstest für Nachwuchsmannschaften. Der Einladung folgten außer den Wormserinnen mit dem Club an der Alster und dem UHC zwei Topmannschaften aus der Hockeyhochburg Hamburg, die Baden-Württembergische Nr. 1 des Mannheimer HC und neben den Gastgeberinnen vom Rüsselsheimer RK auch einer der hessischen Dauerkonkurrenten um die dortige Spitzenposition, der 1 Hanauer THC. Also nichts zu verlieren für die Wormser U14. Erfahrungen sammeln und für die heimische Hallenrunde trainieren war das Motto. Denn Hallentrainingszeiten sind in Worms, wie in vielen anderen Städten, leider rar. 

 

Das Turnier begann überraschend erfolgreich mit einem knappen, aber mehr als verdienten 1:0 Sieg gegen die hoch gewetteten Mannheimerinnen. Mehr als erstaunt waren die wie immer bei Wormser Auswärtsauftritten zahlreich mitgereisten Eltern der U14 über den souveränen 5:0 Erfolg über den Hanauer Nachwuchs und vollends euphorisiert nach dem letzten Spiel des ersten Tages, einem im Ergebnis sogar noch zu niedrigen 2:0 gegen den Club an der Alster – immerhin der Nachwuchs eines international renommierten Hockeyclubs. Mit Platz 2 nach dem ersten Tag hinter dem UHC Hamburg, der seine bisherigen drei Spiele noch klarer gewonnen hatte, ging es zurück nach Worms. 

 

Am Sonntag hieß es dann, gegen die Rüsselsheimer Gastgeberinnen mindestens unentschieden zu spielen, um sensationell sogar vor dem letzten Vorrundenspiel ins Finale einzuziehen. Eine nicht unlösbare Aufgabe, hatten die Wormserinnen den gleichen Gegner in der Vorwoche doch schon – damals in letzter Sekunde durch ein fantastisches Kontertor von Lotte Hasselmann – mit 2:1 bezwungen. Die Wormserinnen begannen selbstbewusst, gewohnt aggressiv im Pressing und konnten verdient das erste Tor für sich verbuchen. Kaum zwei Minuten später nutzten die Rüsselsheimerinnen dann aber eine Unachtsamkeit in der Abwehr und glichen aus. Dass die Wormserinnen einen solchen Rückschlag mittlerweile zu verkraften wissen, zeigte der weitere Spielverlauf. Unbeeindruckt setzte die Mannschaft weiter auf ihre Zweikampfstärke und verstand es, die Gegnerinnen vom eigenen Tor fernzuhalten, selbst noch zwei Tore zu erzielen und damit das nicht für möglich Gehaltene möglich zu machen: Das Finale gegen den UHC Hamburg war gebucht. Der Spielplan sah aber zuerst das abschließende Gruppenspiel der beiden besten Teams des Turniers vor. Die Favoritenrolle lag klar auf der Seite der Hamburgerinnen. Die Wormser Mädels verkauften sich teuer, lagen zur Halbzeit aber nach einer fulminant unter der Latte einschlagenden Strafecke und einem abgefangenen Abschlag mit 0:2 zurück. Die zweite Halbzeit konnten sie offen gestalten, das Spiel ging aber ohne weitere Tore verloren. 

Keine 40 Minuten später standen sich die Mannschaften im Finale wieder gegenüber. Diesmal begann das Spiel dem Anlass gemäß mit einem offiziellen Einmarsch der Mannschaften und namentlicher Vorstellung der Finalistinnen. Ein Gänsehautmoment für die Spielerinnen wie für den mitgereisten Anhang. Das Spiel selbst war dann an Spannung nicht zu überbieten, technisch wie kämpferisch von beiden Seiten auf hohem Niveau geführt – ein würdiges Finale dieses toll organisierten Events. 

 

Die Wormserinnen zeigten sich komplett unbeeindruckt von der zuvor erlittenen Niederlage und mobilisierten die letzten verbliebenen Kräfte. Es gelang, die technisch versierteren Hamburgerinnen kaum zum Abschluss kommen zu lassen und selbst die Initiative zu übernehmen. Überraschenderweise konnte sich der Wormser Nachwuchs sogar ein leichtes Übergewicht erspielen, kam nicht unverdient zum Torerfolg durch ein sehenswertes Solo von Lotte Hasselmann durch die hanseatische Abwehrreihe und ging mit einer 1:0 Führung in die Pause. Der sichtlich beeindruckte Nachwuchs des UHC Hamburg fand auch in der zweiten Halbzeit kein Mittel gegen die bissig ihren Vorsprung verteidigenden Wormserinnen und konnte nach der Schlusssirene nur den verdienten Erfolg des Wormser Teams anerkennen. 

 

Ein für die Mädels bewegender Moment war dann die abschließende Siegerzeremonie, in der der Pokal überreicht und als Bonus Johanna Dörr als eine der besten Stürmerinnen in das Allstars-Team des Turniers berufen wurde. 

 

Hatten sowohl beim Turnier in Mannheim als auch in Rüsselsheim anfänglich die Mannschaften aus Nürnberg, Köln oder Hamburg noch gefragt, wo denn Worms überhaupt läge, kommt diese Frage nun wohl nicht mehr so oft auf, denn der Nachwuchs der TGW spielt Worms auf die deutsche Hockeylandkarte. Und „3, 2, 1 – HERBERT!“, der Schlachtruf der Wormser U14 und U16 Mädels, wird auch in der Hallensaison 2022/23 als Garant für die tolle Jugendarbeit der Hockeyabteilung erst durch Rheinland-Pfalz und dann – vielleicht – darüber hinaus erklingen. 

 

Es spielten: Emily Beck (Tor), Sarah Nikulski (Tor), Johanna Behr (1), Vivyen Magoss (2), Lotte Hasselmann (3), Johanna Dörr (3), Julia Callaba Achatz (3), Emma Pulido-Müller, Lara Decker, Carla Schüssler, Marta Turgetto

Und in Mannheim zusätzlich: Neva Kirmizigül

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0