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40 Jahre Clubheim

Grundsteinlegung
Grundsteinlegung

Der Wunsch nach einem eigenen Clubhaus war in der Hockeyabteilung schon frühzeitig vorhanden. In den schweren Jahren der Nachkriegszeit war daran allerdings nicht zu denken, standen doch existenzielle Probleme im Vordergrund. Konkreter wurde dieser Wunsch, als unser Sportkamerad Hans Steiner, von Beruf Architekt, 1961 Pläne für ein „Haus der Hockey Jugend“ ausarbeitete. Das Haus sollte am Hang der Jahnwiese zur Pfauentorstraße hin errichtet werden. Leider ließ sich das Vorhaben damals aber nicht finanzieren. Außerdem gab es statische

Probleme. So war man weiter auf die Wormser Gastronomie angewiesen. Vereinsveranstaltung, spontane Treffen nach Hockeyspielen oder Vorstandssitzungen fanden in Gaststätten wie: „Unter den Linden“ beim „Bocke-Fritz“, beim „Gevolis“ oder beim „Schambache-Karl“ in der Mähgasse statt. Als man 1981 nach einem Herrenspiel bei einem (oder auch zwei) Bier unter den Bäumen vor dem Umkleide Gebäude auf der Jahnwiese zusammen saß, wurde das Thema Klubhaus wieder einmal thematisiert. Zu diesem Zeitpunkt wurde auf der Herrnsheimer Höhe das neue Wormser Stadtkrankenhaus errichtet, und der Bau stand unmittelbar vor der Vollendung. Von unseren Herrenspieler Wolfgang Keil kann die Information, dass die Aufenthaltsbaracken für die Handwerker nicht mehr gebraucht würden, und zum Verkauf anstünden. Wir waren uns einig, dass wir eine solche Baracke erwerben wollten, weil dies damals für uns finanzierbar gewesen wäre.

Einige Tage später kam die traurige Nachricht, dass alle Baracken bereits vergriffen seien.

Der Funke war damit jedoch nicht erloschen. Gemeinsam mit dem damaligen Ersten Vorsitzen- den der Turngemeinde und heutigen Ehrenvorsitzenden Herbert W. Hofmann erörterten wir die Frage, ob es auch möglich sei, einen Clubhausbau massiv zu errichten, und dies auch zu finanzieren. Schon damals war Herbert W. Hofmann bereits in übergeordneten Funktionen beim Landessportbund Rheinland-Pfalz und beim Sportbund Rheinhessen tätig. Er besaß Detailkenntnisse über staatliche Zuschüsse im Rahmen der Sportörderung, die uns damals noch abgingen. Wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass nur Räume, die dem Sport- und Spielbetrieb dienen, mit öffentlichen Geldern gefördert wurden, nicht jedoch Gaststättenräume.

Daraufhin entschied man sich dafür, ein Gebäude zu errichten, mit drei Garagen für die Hockey- und Leichtathletikabteilung, sowie für ein Platzmeisterfahrzeug und einen Aufenthaltsraum. Dieser Raum sollte offiziell als Unter- stellraum für die Sportler bei schlechtem We􏰁er dienen.

Das gesamte Gebäude erhielt daher den Arbeitstitel „Schutzhütte“. Der Architekt Hans Bössler, Schwiegervater von Herbert W. Hofmann, übernahm die Planung (kostenlos).

Nachdem wir gemeinsam die in Frage kommende Fläche neben dem Umkleidegebäude abgeschrieben haben, wurde ein Gebäude mit den Maßen 22m x 5m mit einem Abstand von 5m zu dem bestehenden Umkleidegebäude geplant. Der Architekt sah ursprünglich Den Gastraum keine Theke vor. Aus der Garage, die für die Hockeyabteilung vorgesehen war sollte vielmehr eine Bierleitung durch die Zwischenwand gelegt und der Bierzapfhahn direkt auf die Wand aufgesetzt wer- den. Als Verbindung zu unserer Garage sollte eine Wanddurchreiche dienen. Damit waren wir je- doch nicht einverstanden. Eine Theke musste sein. Daraufhin wurden die Pläne so geändert, dass ein kleiner Teil unserer Garage abgeteilt und als Küche vorgesehen wurde, in die Zwischenwand zwischen Gastraum und Garage eine Tür eingeplant wurde, und auch eine Biertheke vorgesehen wurde

Nachdem die Pläne vom Architekten vorlagen, kalkulierte der damalige Zweite mit Hilfe des Radladers dem Erdboden gleichgemacht.

Im März 1982 ging es los. Der damalige Libero der ersten Herrenmannschaft, Siegfried (Sigges) Scheuermann rückte mit schwerem Gerät an. Nachdem das vorhandene Gerümpel aus der windschiefen Bretterbude geräumt war, war diese in kürzester Zeit mit Hilfe des Radladers dem Erdboden gleichgemacht.

 

Als die Fundamente ausgebaggert wurden, war der Grundwassersspiegel auf der Jahnwiese so hoch, dass das Fundament in das Grundwasser gegründet werden musste.

Unter der „Bauaufsicht“ des früheren Bauunternehmers und Herrenspielers Heinrich (Heini) Rocker. nahm das Bauwerk Gestalt an. Schon bald war die Bodenplatte betoniert. Die Außenmauern wuchsen bereits hoch, als vor etlichen Ehrengästen die Grundsteinlegung gefeiert wurde. Unter der Assistenz des Bauleiters Kurt Frenzel versenkten Herbert W. Hofmann und Abteilungsleiter Joachim Decker eine feuerfeste Kassette im Boden, gefüllt mit einer Flasche Wein, Jahrgang 1982, Aufklebern des Vereins und der Abteilung, einem Bauplan, einem Hockeyball und einem Glückspfennig. In die abschließende Mörtelschicht durfte das damals jüngste Abteilungsmitglied, Christian Decker, seinen Fußabdruck verewigen.

 

Jedes Wochenende wurden nun gemauert und betoniert, zwischendurch auch einmal Hockey gespielt.

Insgesamt 19 ehrenamtliche Helfer zogen das Bauwerk in kurzer Zeit. Obwohl das Bauwerk auch anderen Abteilungen, vor allem der Leichtathletikabteilung zugute kommen sollte, war un- ser Sportfreund Herbert Lauth der einzige Nicht- Hockeyspieler, der sich an dem Bauvorhaben beteiligte.

Bereits am 17. Juni 1982, damals noch Feiertag, also insgesamt 12 Wochen nach Baubeginn, konnte im Beisein vieler Mitglieder und Freunde der Turngemeinde und der Hockeyabteilung Richtfest gefeiert werden. Wie Kurt Frenzel In seinem Richtspruch treffend formulierte, sollten sich hier „müde Sportler erquicken, durstige Seelen beglücken.“

Leider blieb das Spendenaufkommen bis dahin weit hinter den Erwartungen zurück. Von dem erhofften Betrag kam nicht einmal ein Viertel zusammen, nämlich 1812,99 DM.

Eine große Hilfe war da, dass Sofie und Paul Rückert, für das Dach Eternitplatten ihrer früheren Gärtnerei zur Verfügung stellten.

Kurt Frenzel schrieb damals im „Jahnruf“: „Es ergeht heute noch einmal die Bitte, eine wohlgemeinte Spende einem Vorstandsmitglied in die Hand zu drücken, damit der Innenausbau in etwa nach Plan verwirklicht werden kann:“

Insgesamt wurden 2700 Arbeitsstunden geleistet.


Einweihung Oktober 1982: Wilhelm Noll, Kurt Frenzel, Joachim Decker, Herbert W. Hofmann
Einweihung Oktober 1982: Wilhelm Noll, Kurt Frenzel, Joachim Decker, Herbert W. Hofmann

Man wagte sich an Arbeiten, die bisher keiner von uns ausgeführt hatte. So mancher hatte das erste Mal in seinem Leben eine Maurerkelle in der Hand. Im Hochsommer sollte der Estrich verlegt werden. Keiner von uns hatte vorher jemals ist frisch verlegt. Der Fertigestrich wurde vom Betonmischer durch eine Fensteröffnung in den Innenraum gepumpt und bildete dort einen kleinen Hügel. Bis man sich darüber klar war, was man nun mit diesen Fertigstrich anfangen sollte, war der ganze Hügel betonhart. Er war sogar so hart, dass ein Bosch Hammer, ausgeliehen von der Deutschen Bahn, daran seinen Geist aufgab. Der gesamte Estrichboden war deshalb dermaßen uneben , dass es für mich als „ gelerntem Fliesenleger“ ein kleines Kunststück war, darauf die Fliesen zu verlegen.

Unsere Elektroabteilung unter Führung von Wolfgang Keil war zuständig für die Elektroinstallation. An einem Sonntagmorgen im Oktober 1982 war es dann soweit: Im Beisein vieler Ehrengäste wurde die „Schutzhütte“ feierlich eingeweiht.

 

Bautrupp 2000 Obere Reihe: Egon Gradinger, Wolfgang Keil, Florian Decker, Klaus Hütt, Klaus Fischer, Heiner Huber, davor: Christan und Joachim Decker, unten: Kurt Roth, Manfred Bertram, Rudi Hess, Stefan Huber
Bautrupp 2000 Obere Reihe: Egon Gradinger, Wolfgang Keil, Florian Decker, Klaus Hütt, Klaus Fischer, Heiner Huber, davor: Christan und Joachim Decker, unten: Kurt Roth, Manfred Bertram, Rudi Hess, Stefan Huber

Im Zuge der Dachrenovierung wurde auch der Durchgang zwischen „Schutzhütte“ überdacht. Wie die Zukunft zeigen sollte, war dies eine weise Entscheidung. Dieser regensichere Platz dient seitdem dem Wirtschaftsausschuss als Grill- und Ausschankplatz. Die Baukosten beliefen sich auf ungefähr 50.000 DM, die letztendlich die Abteilungskasse mit keinem Pfennig belasteten.

Und jetzt gab es endlich auch einen Speicher, wenn auch klein, um die vielen Gerätschaften der Küche oder den Weihnachtsschmuck und natürlich auch Sportgeräte unterzubringen.

Der Gastraum wurde damals mit einem riesigen Gasofen beheizt, der an der Rückwand des Gastraums angebracht war. Der musste bei Bedarf immer erst angesteckt werden, eine sehr umständliche Angelegenheit.

Deshalb wurde im Rahmen der Dacherneuerung hinter dem Gebäude ein Heizungsraum eingebaut, in dem die Heiztherme der neuen Zentralheizung Platz fand. Natürlich brauchte die Heizung auch einen Kamin.

Der Heizungsraum wurde so groß dimensioniert, dass er künftig als Getränkelager genutzt werden konnte.

Störend war mit der Zeit auch, dass das Gebäude über keine eigenen Toiletten verfügte und nur über eine winzige Garderobe.

Vor allem im Winter oder bei schlechtem Wetter war es umständlich und unangenehm, die Toiletten im Umkleidegebäude zu benutzen.

Die gesamte Anlage des Kunstrasenplatzes erforderte seit 1997 einen erhöhten Wartungsaufwand. Deshalb beschloss die Mitgliederversammlung 1999 einen Anbau an das bestehende Gebäude mit den Maßen 10 m x 10 m. Darin sollten ein Geschäftszimmer, Damen-, Herren- und Personaltoiletten und eine große Werkstatt und ein großer Flur mit Garderobe Platz finden. Leider musste dafür die Boccia-Bahn geopfert werden. Und über allem war ein großer, wenn auch niedriger Speicher als Lagerraum Platz für alle möglichen Utensilien vorgesehen.

Da hängt unsere Vereinsgeschichte (Stefan Huber)
Da hängt unsere Vereinsgeschichte (Stefan Huber)

Der Anbau wurde im Jahr 1999 begonnen und im folgenden Jahr fertiggestellt. Im Hinblick auf das 80-jährige Jubiläum und das herren-Länderspiel: Deutschland-Südkorea wurde auf eine Einwei- hungsfeier verzichtet. Spätestens zu diesem Zeitpunkt passte der Name „Schutzhütte“ nicht mehr. Das Gebäude war mittlerweile viel mehr als eine Unterstellmöglichkeit bei schlechtem Wetter. Seit-

dem ist es ganz einfach das „Hockey-Clubhaus“. 2004 klopfte die Sektion Worms des Deutschen Alpenvereins (DAV) an, weil sie über kein eigenes Clubhaus in Worms verfügte. Die Wormser Hütte im Montafon ist für regelmäßige Treffs nicht geeignet. Seitdem ist der DAV Gast bei uns, und es gibt eine Kooperation zwischen den Vereinen. Die Zunahme an Großveranstaltungen hatte zur Folge, dass unsere Küche zu klein wurde. Mit ei- ner Finanzspritze von 5000 € eines anonymen Spenders konnten wir die Küche 2006 erweitern,. Aus der früheren Garage der Leichtathleten wurde das Garagentor ausgebaut und durch ein großes Fenster ersetzt. Die Kücheneinrichtung erlaubt es seitdem, das Catering für Großveranstaltungen selbst zu übernehmen, ein nicht unwesentlicher Einnahmefaktor.

Vier Container, die als Lagerräume für Sportgeräte, Zelte, Tische, Bänke und Sonnenschirme und Vieles mehr dienen, komplettieren im Laufe der Jahre die Szenerie. Die sind eigentlich immer voll. Aber wer kennt dies aus seinem eigenen Haushalt nicht?

Schließlich wurde im Jahr 2009 vor der eigentlichen Terrasse eine gepflasterte Terrasse mit den Maßen 15 m x 8 m gebaut, die seit einem Jahr ein großes Zelt ziert.

Der vorläufige Endpunkt einer fortdauernden Bautätigkeit? Mit den vielen Großveranstaltungen und der stetig steigenden Mitgliederzahl gibt es insgeheim schon lange den Wunsch, den Gastraum zu vergrößern. Im Hinblick auf die Finanzausstattung des Vereins wird dies wohl noch länger eine Vision bleiben. Bereits vor der Einweihung der „Schutzhütte“ musste die Frage der Bewirtschaftung geklärt werden:

Da unser Clubhaus keine öffentliche Gaststätte ist, waren wir uns schnell darüber einig, das Club- haus nicht zu verpachten. Einerseits wäre es schwierig gewesen, in dieser besonderen Situation einen geeigneten Pächter zu bekommen. Andererseits wäre der finanzielle Gewinn für die Abteilung nicht so groß, wie bei einer Eigenbewirtschaftung.

Unseren „Gastwirten“ Kurt Roth, Kurt Frenzel und Heiner Huber mit ihren Frauen gilt daher ein ganz besonderer Dank, dass sie diese Aufgabe in der Vergangenheit übernommen haben.

 

Unser Clubhaus steht nunmehr seit 38 Jahren. Unzählige Veranstaltungen haben hier stattgefunden, sportliche und gesellschaftliche. Viele schöne Erinnerungen sind mit dem Clubhaus verbunden. Generationen von Hockeyspielerinnen und- Spielern sind in diesem Clubhaus „groß geworden“. Die Mehrzahl unserer Mitglieder hat den früheren Zustand gar nicht erlebt. Für sie, aber auch nicht nur für sie, wäre eine Hockeyabteilung ohne Clubhaus undenkbar.

 

von Joachim Decker

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